diskontierunsrate

Die korrekte Diskontierungsrate (Discount Rate) auswählen

Veröffentlicht von

Zuletzt aktualisiert am 12. Juni 2023 von Tools-for-Trader

Im folgenden Beitrag geht es um die Bestimmung der Diskontierungsrate. Oder auf Englisch, der Discount Rate. Die Diskontierungsrate wird in vielen Modellen verwendet, mit denen du den inneren Wert eines Investments berechnen kannst. In diesem Beitrag wollen wir uns zunächst anschauen, was eine Diskontierungsrate ist und wie diese genutzt werden kann. Danach schauen wir uns die wichtigsten Anwendungen an. Schließlich werden uns mit unterschiedlichen Modellen zur Bestimmung der Diskontierungsrate (Discount Rate) auseinandersetzen.

Im Deutschen sprechen wir eher von dem Diskontierungssatz und nicht von der Diskontierungsrate. Wir werden aber Diskontierungsrate und Diskontierungssatz hier äquivalent benutzen.

Was ist die Diskontierungsrate?

Der Diskontierungssatz bzw. die Diskontierungsrate ist ein wichtiges Konzept im Finanz- und Investitionsbereich, mit dem zukünftige Zahlungsströme abgezinst werden. So lassen lässt sich ihr aktueller, also heutiger Wert berechnen. Einfacher ausgedrückt: Er ist der Zinssatz, den du brauchst, damit ein zukünftiger Geldbetrag heute einen bestimmten Wert für die Zukunft hat.

By Congressional Budget Office (Congress of the United States) – The Economics of Climate Change: a Primer, Public Domain, (https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=49760183)

Wenn du z. B. wissen willst, was 100 Dollar, die du in einem Jahr erhältst, heute wert sind, verwendest du einen Diskontierungssatz. Wenn der Diskontierungssatz 5 % für eine Periode (z.B. 1 Jahr) beträgt, ist der Gegenwartswert dieser 100 $ etwa 95,24 $. Das kannst du mit der folgenden Formel berechnen:

Barwert = Zukunftswert / (1 + Diskontierungssatz)^Anzahl der Perioden

Warum ist der Diskontierungssatz Abzinsungssatz so wichtig?

Der Diskontierungssatz ist ein wichtiger Faktor bei vielen finanziellen Entscheidungen. Er wird in allen Bereichen verwendet, von der Berechnung des Kapitalwerts eines Projekts bis hin zur Bestimmung des inneren Werts der Aktien eines Unternehmens. Wenn du weißt, wie du den Diskontierungssatz möglichst genau bestimmst, kannst du den echten inneren Wert eines Investments genauer bestimmen.

Im nächsten Absatz wollen wir uns zunächst die wichtigsten praktischen Anwendungen im Zusammenhang mit der Diskontierungsrate anschauen.

Die wichtigsten Anwendungen der Diskontierungsrate

Die Diskontierungsrate findet in diversen finanzmathematischen Modellen Anwendung.

Discounted-Cashflow-Analyse (DCF): Dies ist eine Bewertungsmethode, um den Wert einer Investition auf der Grundlage ihrer zukünftigen Cashflows zu schätzen. Der Diskontierungssatz wird hier verwendet, um den heutigen Barwert dieser zukünftigen Cashflows zu ermitteln. Ein höherer Diskontierungssatz verringert den Gegenwartswert der künftigen Zahlungsströme, ein niedrigerer Diskontierungssatz erhöht ihn. Bei der Bewertung von Value-Investments findet die DCF Analyse häufig Anwendung.

Net-Present-Value (NPV) : NVP ist eine Methode, die in der Investitionsrechnung verwendet wird, um die Rentabilität einer geplanten Investition oder eines Projekts zu analysieren. Der Diskontierungssatz wird verwendet, um zukünftige Mittelzuflüsse und -abflüsse auf den heutigen Zeitpunkt abzuzinsen.

Pensionsfonds und Versicherungsgesellschaften: Diese Unternehmen nutzen den Diskontierungssatz, um den Barwert ihrer zukünftigen Verbindlichkeiten zu berechnen. So können sie feststellen, wie viel sie derzeit investieren müssen, um diese zukünftigen Zahlungen zu leisten.

Risikobewertung: Der Diskontierungssatz kann auch das mit einer Investition verbundene Risiko widerspiegeln. Ein höherer Diskontierungssatz kann für Investitionen mit höherem Risiko verwendet werden, um der Möglichkeit Rechnung zu tragen, dass die erwarteten zukünftigen Zahlungsströme nicht eintreffen.

Wirtschaftsstudien und Regierungspolitik: Der Diskontierungssatz wird in Wirtschaftsstudien verwendet, um Kosten und Nutzen zu vergleichen, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten anfallen. Er wird auch in der Umwelt- und Gesundheitspolitik verwendet, um zukünftige Kosten und Nutzen abzuzinsen.

Modelle zur Bestimmung der richtige Diskontierungsrate

Die Bestimmung des richtigen Diskontierungssatzes ist kein Einheitsverfahren. Es gibt verschiedene Modelle, um einen Diskontierungssatz zu errechnen. Um den passenden Diskontierungssatz zu finden, ist es die Herausforderung, das richtige Modell auszuwählen.

Im Folgenden schauen wir uns nun unterschiedliche Modelle zur Bestimmung des Diskontierungsrate an. Vorher wollen wir uns aber noch anschauen, was die Begriffe „risikofreier Zinssatz“ und „Risikoprämie“ bedeuten. Diese beiden Begriffe wirst du immer wieder bei der Bestimmung der Diskontierungsrate begegnen.

Der risikofreie Zinssatz

Der risikofreie Zinssatz ist der Zinssatz, den ein Anleger für eine absolut risikofreie Anlage über einen bestimmten Zeitraum erwarten würde. Er ist die Mindestrendite, die ein Anleger für eine Investition erwartet, ohne ein explizites Risiko einzugehen.

In der Praxis wird der risikofreie Zinssatz in der Regel durch die Rendite einer Staatsanleihe eines Industrielandes, z. B. einer US-Staatsanleihe, die dem Anlagehorizont entspricht, angenähert. Diese Anleihen sind durch die Kreditwürdigkeit des Staates abgesichert und daher theoretisch ausfallsicher.

Wenn du zum Beispiel eine Investition über einen Zeitraum von 10 Jahren bewertest, könntest du die Rendite einer 10-jährigen US-Staatsanleihe als risikofreien Zinssatz verwenden. Die aktuelle Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe (10 yr-US-Treasury Bond) findest du übrigens auch hier im Market Monitor.

Die Risikoprämie

Die Risikoprämie ist die erwartete zusätzliche Rendite, die ein Anleger verlangt, der anstellte in risikolose, in eine risikoreiche Anlage investiert. Sie ist im Wesentlichen die Entschädigung, die Anleger für die Übernahme des zusätzlichen Risikos verlangen, welches mit einer riskanten Anlage verbunden ist.

Im Zusammenhang mit Aktien kann die Risikoprämie z.B. die erwartete Rendite für den Aktienmarkt (oder für eine bestimmte Aktie oder Teil des Marktes) sein, die über den risikofreien Zinssatz hinausgeht. Wenn der risikofreie Zinssatz z. B. 3 % beträgt und die erwartete Rendite einer Aktie oder des Aktienmarktes 8 %, beträgt die Risikoprämie 5 %.

Die Höhe der Risikoprämie hängt von der Höhe des mit der Investition verbundenen Risikos ab. Investitionen mit höherem Risiko haben in der Regel eine höhere Risikoprämie, da die Anleger eine höhere potenzielle Rendite benötigen, um das zusätzliche Risiko auf sich nehmen zu können.

Risikofreier Satz plus Risikoprämie

Der einfachste Ansatz zur Bestimmung der Diskontierungsrate basiert nun auf dem risikofreien Zinssatz und der Risikoprämie.

Hierfür nutzt du den risikofreien Zinssatz und addierst einfach die Risikoprämie für den entsprechenden Markt.

Diskontierungsrate = Risikofreier Zinssatz + Risikoaufschlag

Willst du zum Beispiel langfristig in ein großes US-Unternehmen investieren, so könntest du die Diskontierungsrate für dieses Unternehmen wie folgt bestimmen:

  1. Risikofreier Zinssatz = Zinssatz der 10-jährigen US-Staatsanleihen = 3,5 %
  2. Risikoaufschlag = Risikoprämie S&P500 = 5 %

Damit ergibt sich ein Diskontierungssatz von 8,5 %.

Gewichteter durchschnittlicher Kapitalkostensatz (WACC – Weighted Average Cost of Capital)

Der gewichtete durchschnittliche Kapitalkostensatz (Weighted Average Cost of Capital, WACC) wird häufig als Diskontierungssatz in der Unternehmensfinanzierung verwendet. Er stellt den durchschnittlichen Zinssatz dar, den ein Unternehmen zur Finanzierung seiner Vermögenswerte zahlen muss, gewichtet nach dem Anteil von Fremd- und Eigenkapital in der Kapitalstruktur des Unternehmens.

Die Formel für den WACC lautet:

WACC = (E/V) * Re + (D/V) * Rd * (1 - Tc)

Wobei:

E = Marktwert des Eigenkapitals
D = Marktwert des Fremdkapitals
V = Gesamtmarktwert des Eigen- und Fremdkapitals (E + D)
Re = Kosten des Eigenkapitals
Rd = Kosten des Fremdkapitals
Tc = Steuersatz

Capital Asset Pricing Model (CAPM)

Das Capital Asset Pricing Model (CAPM) ist eine weitere Methode, um den Diskontierungssatz zu bestimmen. Es berechnet die erwartete Rendite einer Investition unter Berücksichtigung ihres systematischen Risikos (auch Marktrisiko genannt).

Die Formel für das CAPM lautet:

Erwartete Rendite = Risikofreier Zinssatz + Beta * (Marktrendite - Risikofreier Zinssatz)

Dabei steht Beta für die Sensitivität der Rendite der Investition gegenüber der Gesamtmarktrendite. Siehe auch folgender Blogbeitrag für eine detailliertere Beschreibung des Modells.

Wie du nun den richtigen Diskontierungssatz bestimmst

Die Wahl der richtigen Methode zur Bestimmung des Diskontierungssatzes hängt von der Art deiner Investition und den dir zur Verfügung stehenden Informationen ab. Jede Methode hat ihre eigenen Annahmen und Einschränkungen, die du kennen solltest, bevor du deine Entscheidung triffst.

Im Folgenden findest du eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, die dir hilft die Diskontierungsrate für dein Investment zu bestimmen.

Schritt 1: Verstehe deine Investition

Der erste Schritt besteht darin, dass du dir ein genaues Bild von deiner Investition machst. Handelt es sich um ein Unternehmen, ein Projekt oder ein Finanzinstrument wie Anleihen oder Aktien? Die Art deiner Investition wirkt sich auf die Methode aus, die du zur Berechnung des Diskontierungssatzes verwendest.

Schritt 2: Beurteile das Risikoprofil

Als nächstes solltest du das Risikoprofil deiner Investition bewerten. Wird sie als risikoarm, risikoarm oder risikoreich eingestuft? Das Risikoniveau wirkt sich direkt auf den Diskontierungssatz aus, da höhere Risiken höhere Diskontierungssätze erfordern, um mögliche Verluste auszugleichen.

Schritt 3: Berücksichtige zugängliche Informationen

Berücksichtige die verfügbaren Informationen, die dir zur Verfügung stehen. Hast du Zugang zu den Jahresabschlüssen des Unternehmens? Kennst du den risikofreien Zinssatz und die erwartete Marktrendite? Je mehr Informationen zur Verfügung stehen, desto genauer kann der Diskontierungssatz berechnet werden.

Schritt 4: Wähle die geeignete Methode

Nun ist es an der Zeit, die geeignete Methode auszuwählen. Hier ein paar Tipps:

  • Wenn du in ein Unternehmen investierst und Zugang zu den Jahresabschlüssen des Unternehmens hast, kannst du die Methode der gewichteten durchschnittlichen Kapitalkosten (WACC) anwenden.
  • Wenn du in eine Anlage wie in Aktien investierst und den risikofreien Zinssatz, die erwartete Marktrendite und das Beta des Wertpapiers (eine Kennzahl, die das Marktrisiko angibt) kennst, ist das Capital Asset Pricing Model (CAPM) die richtige Wahl.
  • Wenn sich deine Investition auf ein Projekt oder ein Unternehmen bezieht und du das Risikoprofil gut kennst, aber nur über begrenzte Finanzinformationen verfügst, kann der risikofreie Satz zusätzlich zu einer Risikoprämie verwendet werden.

Schritt 5: Umsetzung der Methode und Bewertung des Ergebnisses

Zum Schluss musst du die gewählte Methode anwenden und das Ergebnis für dich bewerten. Erscheint der berechnete Diskontierungssatz angesichts des Risikos und der möglichen Rendite deiner Investition angemessen? Wenn nicht, musst du deine Annahmen möglicherweise anpassen oder eine alternative Methode in Betracht ziehen.

Fazit

Die Bestimmung des richtigen Diskontierungssatzes ist sowohl eine Kunst als auch eine Wissenschaft. Wir haben uns im Blogbeitrag zum Thema Diskontierungsrate zunächst anschaut, wo sie Anwendung findet und wieso sie so wichtig ist. Danach haben wir einige Modelle zur Bestimmung des Diskontierungssatzes durchgesprochen. Zum Schluss haben wir eine Schritt-für-Schritt-Anleitung vorgestellt, die dir helfen soll, wie du bei der Bestimmung der Discount Rate vorgehen kannst. In Summe benötigt die Bestimmung und Berechnung der Diskontierungsrate ein tiefes Verständnis deiner Risikotoleranz, deiner Opportunitätskosten und der Art der Zahlungsströme, die du diskontierst.

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert