SQN Score

System Quality Number (SQN) – Wie gut ist dein Trading System?

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Zuletzt aktualisiert am 11. Juni 2023 von Tools-for-Trader

In diesem Artikel geht es um die System Quality Number (SQN), einem Ansatz, mit dem du die Qualität deines Tradingssystems quantitativ bewerten kannst.

Die SQN ist ein Maß für die Qualität eines Handelssystems. Der Name System Quality Number (SQN) und die dahinter liegende Berechnung wurde von Van K. Tharp entwickelt. In diesem Artikel schauen wir uns an, was die SQN ist, wie sie im Detail berechnet wird und wie du sie interpretierst. Außerdem erläutern wir, wie wir die System Quality Number auch zur Berechnung und Beurteilung von Markttrends zum Beispiel von Indizes, wie den S&P 500, oder auch ETFs nutzen können.

Was ist die System Quality Number (SQN)?

Die System Quality Number (SQN) ist ein Maß für die Profitabilität eines Handelssystems. Dabei schaut die SQN nicht nur auf die reine Rendite und die Returns, sondern bezieht auch das eingegangene Risiko mit ein. Die SQN wurde von Van K. Tharp entwickelt, Trading-Psychologe und Autor von Büchern wie „Clever Trading mit System“ oder „Super Trader“. Die System Quality Number (SQN) berücksichtigt neben dem Return die Volatilität des Handelssystems und die Anzahl der Trades, die mit dem System durchgeführt wurden. So korreliert auch die Anzahl der durchgeführten Trades, die in die Berechnung einfließen, mit der Genauigkeit der SQN Berechnungsergebnisse. Fließen mehr Trades in die Berechnung ein, so steigt auch die Genauigkeit. Im Allgemeinen wird die SQN dann verwendet, um die Performance eines Handelssystems objektiv zu bewerten und um festzustellen, ob das System langfristig profitabel sein kann oder nicht.

Wie wird die System Quality Number berechnet?

Um die System Quality Number zu berechnen, sind folgende Schritte notwendig:

  1. Der erste Schritt ist die Bestimmung des durchschnittlichen Gewinn pro Trade – Hier mit AvgR bezeichnet.
  2. Dann folgt die Bestimmung der Standardabweichung der Renditen pro Trade – Hier StdDevR.
  3. Schließlich folgt die Berechnung der SQN als Quotient aus AvgR und StdDevR, multipliziert mit der Wurzel der Anzahl der Trades.

Die Formel zur Berechnung der SQN lautet dann wie folgt:

SQN = AvgR / StdDevR * SQRT(Anzahl der Trades)

Die Berechnung der System Quality Number im Detail

Nachdem wir jetzt eine grobe Übersicht zur Berechnung haben, schauen wir uns jeden Schritt im Detail an. Zunächst berechnen wir die durchschnittliche Rendite des Handelssystems pro durchgeführtem Trade.

Zur Berechnung benötigst du folgende Daten deines Handelssystems:

  • Gewinn oder Verluste pro Trade
  • Gesamtanzahl aller Trades

Der Einfachheit halber nehmen wir exemplarisch die folgende Trade-Historie, bestehend aus 10 Trades. Diese keine Anzahl von Trades sind statistisch eigentlich nicht relevant und für reale Berechnungen solltest du mindestens 100 Trades verwenden, um verlässliche Ergebnisse zu erhalten. Dies reicht aber für unser der Einfachheit halber zur Veranschaulichung hier aus.

Trade #Gewinn (Return pro Trade)
1+500 USD
2-400 USD
3+1500 USD
4+ 2500 USD
5-4000 USD
6-300 USD
7-150 USD
8+ 200 USD
9+700 USD
10+950 USD
Exemplarischer Tradelog mit 10 Trades

1. Bestimmung der durchschnittlichen Rendite pro Trade (Berechnung des AvgR)

Um die durchschnittliche Rendite pro Trade zu bestimmen, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Du kannst mit sogenannten R-Multiples arbeiten. Van Tharp arbeitet in seinen Werken immer mit R-Multipes. Dabei wird der Gewinn und Verlust immer zum eingegangen Risikoeinsatz normalisiert. Angenommen du riskierst pro Trade 100 USD, dein Gewinn beträgt 180 USD. Dann beträgt das R-Multiple 180 USD / 100 USD = 1,8. Hast du mit diesem Trade Verlust erzielt, dann beträgt das R-Multiple -180 USD / -100 USD = -1.8. Führst zu zum Beispiel ein Tradingtagebuch, so bietet es sich an deine Gewinne und Verluste auf den Einsatz zu normalisieren. Im Folgenden gehen wir aber davon aus, dass der Einsatz immer gleich ist. Somit benötigen wir die R-Multiples zur Berechnung hier nicht und verfolgen einen anderen vereinfachten Ansatz.

Zunächst berechnen wir den durchschnittlichen Gewinn pro Trade.

Dieser wird wie folgt berechnet:

AvgR = (ΣGewinn / Anzahl der Trades)

„AvgR“ steht hier für „Average R“. Dies ist der durchschnittliche Ertrag pro Trade, der von einem Handelssystem erzielt wird.

Für unser Beispiel folgt dann die Berechnung:

AvgR = (500 USD – 400 USD + 1500 USD + 2500 USD – 4000 USD – 300 USD -150 USD + 200 USD + 700 USD + 950 USD) / 10 = 150 USD

Damit ist der durchschnittliche Gewinn pro Trade:

AvgR = 150 USD

Als Nächstes bestimmen wir die Standardabweichung der Renditen pro Trade.

2. Bestimmung der Standardabweichung der Renditen pro Trade (StdDevR)

Die Berechnung der Standardabweichung

Um die Standardabweichung der Renditen pro Trade zu berechnen, benötigst du den Mittelwert aller Gewinne pro Trade. Diesen haben oben berechnet und gleichzeitig angenommen, dass wir immer dasselbe Risiko pro Trade eingehen. Der Mittelwert der Renditen aller durchgeführten Trades beträgt bei uns 150 USD.

Die Standardabweichung wird nun mit der folgenden Formel berechnet:

StdDevR = SQRT(Σ(Gewinn pro Trade - Mittelwert)² / Anzahl der Trades)

„StdDevR“ steht für „Standard Deviation of R“. Das ist die Standardabweichung der Renditen pro Trade, die von einem Handelssystem erzielt wurden. Die Standardabweichung ist ein Maß für die Volatilität eines Handelssystems und zeigt, wie stark die Gewinne (oder Verluste) pro Trade im Durchschnitt von ihrem Mittelwert abweichen.

Hinter dieser Formel steckt Folgendes: Wir berechnen jeweils die Abweichung der Rendite pro Trade vom Mittelwert und quadrieren das Ganze. Dies führen wir für jeden einzelnen Trade durch. Dann summieren wir alle diese Ergebnisse auf, teilen dies durch die Anzahl der Trades und ziehen schließlich die Wurzel aus dem Ergebnis.

Klingt ganz schön aufwändig? Niemand wird diese Berechnung manuell durchführen. Dafür können wir zum Beispiel eine Funktion in Excel nutzen („STAB“-Funktion) oder wir nutzen andere Software zur Berechnung oder schreiben uns sogar selber ein kleines Programm dafür.

Berechnung der StdDevR für unser Beispiel

Für das Beispiel nehmen wir die Berechnung einmal händisch vor.

Wir berechnen also quadrierte Differenz zwischen Gewinn und dem Durchschnitt des Gewinns. Diese findest du in der virtel Spalte der Tabelle.

Trade #Return / GewinnMittelwert(Gewinn pro Trade – Mittelwert)²
1+500 USD+ 150 USD122500
2-400 USD+ 150 USD302500
3+1500 USD+ 150 USD1822500
4+ 2500 USD+ 150 USD5522500
5-4000 USD+ 150 USD17222500
6-300 USD+ 150 USD22500
7-150 USD+ 150 USD0
8+ 200 USD+ 150 USD90000
9+700 USD+ 150 USD302500
10+950 USD+ 150 USD640000
Σ = 25451250
StdDevR = SQRT(25451250/10) = 1595,34
Exemplarischer Tradelog mit 10 Trades

Anschließend summieren wir diese über alle Trades auf.

Um nun die Standardabweichung StdDevR zu berechnen, teilen wir die Summe durch die Anzahl der Trades und ziehen dann die Wurzel. Damit ergibt sich eine StdDevR von:

StdDevR = 1595,34

Diese hier recht hohe Standardabweichung bedeutet, dass das Handelssystem höhere Schwankungen in seinen Renditen aufweist, während eine niedrige Standardabweichung darauf hinweisen würden, dass die Renditen des Handelssystems im Durchschnitt stabiler sind.

Als Nächstes berechnen wir mithilfe der SdtDevR nun die System Quality Number.

3. Berechnung der System Quality Number

Nachdem wir jetzt die durchschnittliche Rendite pro Trade (AvgR) und die Standardabweichung der Renditen pro Trade (StdDevR) berechnet haben, können wir die SQN berechnen. Die Formel für die SQN lautet:

SQN = AvgR / StdDevR * SQRT(Anzahl der Trades)

Für unser Beispiel ergibt sich die SQN wie folgt:

SQN = 150 USD / 1595,34 * SQRT(10) = 0,297

Interpretation der System Quality Number

Van Tharp gibt in seinen Werken die Interpretation der SQN wie folgt vor:

SQNQualitätsbeschreibung
< 1Unterdurchschnittlich schlecht
1-2Noch Ok
2-3Gut
3-5Sehr gut
5-7Ausgezeichnet
> 7Der heilige Gral
Interpretation der System Quality Number

Der SQN Score von 0,297 sagt nun aus, dass wir mit einem Einsatz von 1 USD mit dem genutzten Handelssystem 0,297 USD Gewinn erzielen würden. Anders ausgedrückt erzielen wir 0,297 % Rendite pro Trade.

Unser System mit den Beispieltrades schneidet hier außerordentlich schlecht ab. Dies liegt vor allen Dingen daran, dass die Varianz und damit auch die Standardabweichung der Trades unter Berücksichtigung der durchschnittlichen Gewinne außerordentlich groß ist. Das System produziert keine gleichmäßigen Gewinne, sondern die Gewinne (und Verluste) schwanken enorm.

In der Praxis bedeutet dies unkontrolliertes Risiko und somit große Ausschläge der Gewinne nach oben, aber natürlich gerade auch nach unten (Verluste). Gerade die Ausreißer nach unten können dann zu horrenden Verlusten führen und das Handelssystem unbrauchbar machen.

Hier wäre ein Wechsel oder eine Analyse des Handelssystems anzuraten, sodass die Volatilität reduziert wird. Denn im Allgemeinen produziert dieses Handelssystem zwar Gewinne, jedoch sind diese nicht stabil und die Ausreißer nach unten stellen ein großes Risiko für dein Portfolio dar.

Kritikpunkte an die Berechnung der System Qualität Number (SQN)

Wie du in der Berechnung gesehen hast, führen auch große Ausreißer der Gewinne nach oben zu Erhöhung der Standardabweichung. Dies führt dazu, dass der Score der SQN durch volatile Gewinne verzerrt wird und nicht nur durch die Volatilität der Verluste beeinflusst wird. Je nach Zielsetzung des eigenen Tradingsystems kann die positive Volatilität hier irrelevant sein, da wir ggf. nur an der Minimierung des Verlustrisikos interessiert sein. Sollten wir jedoch traden, um ein stetiges Einkommen erzielen zu wollen, so macht es durchaus Sinn auch die Gewinnvolatilität zu berücksichtigen. Denn so haben wir eine messbare Größe, um die Stabilität unserer Erträge und Verluste messbar darzustellen.

Außerdem ist die SQN immer nur ein Maß für die Vergangenheitsperformance eines Handelssystems. Es gibt keine Garantie dafür, dass ein Handelssystem mit einer hohen SQN auch in der Zukunft profitabel sein wird. Daher ist es immer wichtig, die Performance eines Handelssystems regelmäßig zu überprüfen und anzupassen. So kannst du sicherzustellen, dass es immer noch profitabel ist.

Die Nutzung der System Quality Number im Market Monitor

Im Market Monitor verwenden wir die SQN, um die aktuelle Marktphase anhand des S&P 500 zu interpretieren. Dazu nutzen wir die historischen Schlusskurse der letzten 100 Tage des S&P 500 und berechnen damit die Rendite der Schlusskurse von zwei aufeinander folgenden Tagen. Anschließend berechnen wir, wie oben im Beispiel, die Standardabweichung und setzen diese ins Verhältnis mit der Rendite. Damit wird dann die SQN schließlich berechnet.

Mit dem Markt Trend Score können wir dann die aktuelle Marktrichtung des Marktes interpretieren.

Für den S&P 500 weisen Werte über 0,75 auf einen langfristigen, bullischen Trend. Negative Werte auf einen Abwärtstrend. Werte um die 0 weisen auf einen eher neutralen Seitwärtsmarkt.

SQNInterpretation der Marktrichtung
kleiner -0,75Starker Bärenmarkt
zwischen -0,75 und 0Bärenmarkt
zwischen 0 und 0,75Neuraler Markt
Zwischen 0,75 und 1,5Bullenmarkt
größer 1,5Starker Bullenmarkt
Interpretation des Markt Trend Scores im Market Monitor

Kurzfassung und Fazit

In diesem Artikel haben wir die System Quality Number (SQN) nach Van K. Tharp vorgestellt und anhand einer Beispielrechnung durchgerechnet. Die SQN ist ein wichtiges Maß für die Performance eines Handelssystems, das den durchschnittlichen Gewinn (Rendite) pro Trade und die Volatilität des Handelssystems berücksichtigt. Mit der SQN können wir die Performance eines Handelssystems objektiv bewerten und vergleichen.

Um die SQN zu berechnen, müssen wir zunächst den durchschnittlichen Gewinn (Rendite) pro Trade und die Standardabweichung dieser pro Trade berechnen. Anschließend können wir die SQN mit der Formel AvgR / StdDevR * SQRT(Anzahl der Trades) berechnen.

Wir haben zwei Kritikpunkte der SQN aufgezeigt. Zum einen fließt auch positive Volatilität der Gewinne in die Berechnung ein, was die SQN verzerren kann. Zum anderen ist die SQN immer nur ein Maß für die Vergangenheitsperformance eines Handelssystems. Eine Garantie dafür, dass ein Handelssystem mit einer hohen SQN auch in der Zukunft profitabel sein wird, gibt es nicht.

Schließlich haben wir beschrieben, wie wir den S&P 500 Trend Score für den Market Monitor mithilfe der SQN Formel berechnen, um so die langfristige Marktrichtung zu interpretieren.

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