Zuletzt aktualisiert am 24. September 2024 von Tools-for-Trader
Optionen sind ein vielschichtig einsetzbares Handelsinstrument. So können wir Optionen kaufen und verkaufen und dabei unterschiedliche Ziele verfolgen: Hedging des Portfolios, Absicherung von aktuellen Preisen oder das Generieren von Cashflow durch den Verkauf von Optionen. Nur um einige Beispiele zu nennen.
Eine beliebte Möglichkeit für das Generieren von Einkommen an der Börse ist der Verkauf von Put-Optionen. Verkaufen wir eine Put-Option, so wetten wir darauf, dass der Basiswert einen festen Betrag (Strike) nicht unterschreitet. Beim Verkauf der Option vereinnahmen wir eine Prämie und wir generieren Cashflow.
Daher geht es im folgenden Beitrag nun um sieben Gründe, die für den Verkauf von Put-Optionen sprechen. Diese sollen als Anregung für eine eigene Short Put-Strategie dienen und diese als eigene Investmentstrategie in Betracht zu ziehen.
Inhalt
Vom Aufwärtsdrift am Aktienmarkt profitieren
Der Kapitalmarkt erfährt einen langfristigen Aufwärtsdrift. Von diesem profitieren Short Put Optionen im längerfristigen Trend, mit denen wir uns long Delta platzieren.
Schauen wir uns die Rendite des S&P 500 über die letzten 10 Jahre an, so kommt der S&P 500 Index auf eine jährliche Rendite von 10,92 %. Dies bedeutet nicht, dass der Markt nicht von größeren Crashes oder Einbrüchen betroffen ist. Diese kommen immer wieder als mehr oder weniger starke Rücksetzer vor. Aber der langfristige Trend bleibt aufwärts gerichtet.
Historische Betrachtungen geben nie eine Garantie für zukünftige Verläufe eines Geschehens. Jedoch gibt es einige Treiber der Wirtschaft, die darauf schließen lassen, dass der Kapitalmarkt und damit die Marktkapitalisierung der Unternehmen weiter wächst.
- Das langfristige Wirtschaftswachstum der USA beträgt laut Tradingeconomics.com 3,15 %. Dies beinhaltet die gesamte US-Wirtschaft.
- Technologische Fortschritte führen langfristig zu Steigerung der Effizienz oder erschließen völlig neue Wirtschaftsbranchen. Ein Beispiel für neue Wirtschaftszweige ist das ganze Thema AI (künstliche Intelligenz). Das Portal Statista erwartet im Bereich AI eine jährliche Wachstumsrate von über 28 %. Dies hieße eine Steigerung der Marktgröße alleine für AI von US$184.00bn in 2024 auf US$826.70bn in 2030.
- Inflation führt dazu, dass starke Firmen ihre Preise weiter anpassen. Dies wiederum führt zu höheren Umsätzen, Gewinnen und spiegelt sich schließlich in höheren Marktkapitalisierungen der Firmen wider.
Short-Puts gewinnen häufiger, als dass sie verlieren
Wir vergleichen zwei unterschiedliche Strategien, um in einem Zeithorizont von wenigen Wochen an der Börse Geld zu verdienen:
Trader A ist Aktienhändler. Er kauft 100 Aktien für 100 USD pro Stück und spekuliert darauf, dass die Aktie in wenigen Wochen höher steht, um die Kursgewinne dann zu realisieren. Trader B ist Optionshändler. Er verkauft einen Delta 50 Put mit 45 Tagen Laufzeit am Geld auf denselben Basiswert wie der Aktienhändler.
Bei welchem Trader ist die Wahrscheinlichkeit höher mit dem Trade Geld zu verdienen?
Dafür schauen wir uns beide Strategien an. Wir starten mit Trader A, der nun 100 Aktien besitzt. Damit dieser Trader mit seiner Long Aktien Strategie Geld verdienen kann, muss die Aktie steigen. Burton B. Malkiel beschreibt in seinem Buch „A Random Walk Down Wallstreet“ ausführlich, warum die Aktienkurse kurzfristig weitestgehend zufällig verlaufen und überhaupt niemand die Aktienkurse vorhersehen kann. Der Aktientrader verdient mit seiner Strategie nur Geld, wenn die Aktie steigt. Und dies ist gemäß dem „Random Walk“ maximal ein Fifty-Fifty-Shot. Da hier auch noch Gebühren abgehen. Er plädiert in seinem Buch Dollar-Cost-Averaging auf breite Indizes zu verfolgen, um damit langfristig am Markt zu partizipieren.
Trader B, der Optionshändler, erhält für den Verkauf des Puts eine Prämie, welche direkt auf seinem Konto gut geschrieben wird. Um die Trefferquote zu errechnen, nutze ich hier Tastytrade’s Backtestfeature mit dem Namen „Lookback“. Der Backtest läuft von Januar 2006 bis Ende September 2024.
In dem Backtest verkaufen wir einen Delta 50 Put mit 45 Tagen am Geld auf den SPY ETF und lassen diesen bis zum Verfall laufen. Es ist immer nur ein Trade gleichzeitig aktiv, sodass ein neuer eröffnet wird, sobald der erste geschlossen wurde.
Die Ergebnisse sprechen für sich. Bei 79 % aller Trades ist der Trade profitabel.
Glauben wir den Ergebnissen aus dem Buch„A Random Walk Down Wallstreet“ und den zufällig verlaufenden Aktienkurse über kürzere Zeiträume, sprechen die Zahlen ein deutlich für Short-Puts. Gehen wir mit der Option weiter aus dem Geld, so wird die Gewinnrate entsprechend noch größer.
Hohe Rendite auf das eingesetzte Kapital
Mit dem Verkauf von Puts lässt sich eine hohe Rendite auf das eingesetzte Kapital erzielen und das Kapital effizient nutzen. Dies sehen wir auch, wenn wir uns die Marginanforderung beim Optionshandel und die Rendite auf das eingesetzte Kapital (RoC) anschauen.
Üblicherweise haben Kunden aus der EU ein Konto gemäß der Reg T Margin Auflagen. Die Anforderung an das zu hinterlegende Kapital für einen Aktien-Optionstrade lässt sich dann für eine Put-Option wie folgt berechnen:
Es wird der größere Wert der beiden Ergebnisse als Margin genommen.
- 20 % des aktuellen Aktienkurses – (Differenz zwischen Strike und Aktienkurs) + Optionsprämie Oder
- 10 % des Strikes + Optionsprämie
Wir veranschaulichen das Ganze an einem kurzen Beispiel und verkaufen eine Put-Option mit einem Strike von 90 auf eine Aktie mit einem Kurs von 100 USD. Die Option hat eine Laufzeit von 45 Tagen. Dabei vereinnahmen wir 1,5 USD Optionsprämie pro Aktie (also 150 USD insgesamt). Eingesetzt in beide Gleichungen ergibt sich:
- 0,2 * 100 USD – (90 USD – 100 USD) + 1,5 USD = 31,5 USD
- 0,1 * 100 USD + 1,5 USD = 11,5 USD
Damit beträgt die Marginanforderung für diese Short Put-Option also 31,5 USD pro Aktie bzw. 3150 USD, um 150 USD zu vereinnahmen. Verfällt die Option am Ende der 45 Tage wertlos, erzielen wir 4,76% Rendite auf das eingesetzte Kapital (RoC – Return on Capital). Auf ein Jahr gerechnet wäre dies eine Rendite von 38,6%.
Mit Future-Optionen lässt sich die Kapitaleffizienz aufgrund einer anderen Form der Margin-Berechnung (SPAN Margin) und damit die theoretische Rendite noch weiter erhöhen.
Short-Puts lassen sich einfach managen
Offene Optionspositionen im Portfolio sollten während ihrer Laufzeit gemanged werden, um das Risiko von Ausreißern und damit die Volatilität im Portfolio zu minimieren. Einzelne Short Put-Optionen lassen sich sehr einfach managen. Im wesentlichen haben wir beim managen von Optionen drei Optionen:
- Die Position weiter laufen lassen
- Die Position schließen
- Die Position rollen.
Dem Rollen von Optionen geht zwar technisch auch immer ein schließen der Position einher, jedoch wird gleichzeitig eine neue Position eröffnet. Dies eröffnet folgende Möglichkeiten und hat folgende Vorteile:
- Wir geben dem Trade mehr Zeit, um profitabel zu werden.
- Wir können den Strike verbessern, um die Wahrscheinlichkeit für Gewinnerzielung zu verbessern.
- Wir nehmen mehr Prämie ein, um so den Einstandskurs (Costbasis) zu verbessern, so dass die Wahrscheinlichkeit Gewinn zu erzielen größer wird.
Bei einer einzelnen Position ist das Rollen von Optionen sehr einfach zu handhaben. Broker wie Interactive Brokers* und Tastytrade bieten diese Funktion innerhalb ihrer Handelsplattform an, indem wir auf die offene Position klicken und es entsprechend im Menü auswählen. Dann wählen wir die neue Option aus der Optionskette und platzieren die Order.
Kontoguthaben durch Credit-Trade aufbauen
Optionstrades können als Debit– und als Credit-Trade ausgeführt werden. Kaufst du eine Option, so zahlst du die Optionsprämie an den Verkäufer der Option. Hierbei handelt es sich dann um einen Debit-Trade.
Verkaufst du eine Option, so vereinnahmst du die Optionsprämie vom Käufer der Option. Dies ist ein Credit-Trade.
Mit einem Margin-Konto, wie z.B. über Interactive Brokers oder Tastytrade vorausgesetzt, vereinnahmst du diese Prämie sofort auf deinem Tradingaccount. Dies bedeutet, dass dir die vereinnahmte Prämie für weitere Trades zur Verfügung steht.
Ein Beispiel:
Wir verkaufen eine Option auf Tesla (TSLA) mit einem Delta von 20 und vereinnahmen eine Optionsprämie von 250 USD. Diese 250 USD werden unserem Konto sofort gut geschrieben. Wir können diese 250 USD natürlich nicht auszahlen lassen, weil der Trade (der Optionsvertrag) noch offen ist. Dennoch können wir diese 250 USD nun nutzen, um z.B. eine Option im Wert von 250 USD oder Aktien im Wert von 250 USD zu kaufen. Wichtig hierbei zu beachten ist, dass immer das Risiko besteht, dass der erste Trade nicht so ausgeht wie erwartet. Und wir die Option ggf. mit Verlust zurückkaufen können. Die Verwendung der vereinnahmten Optionsprämie sollte also, solange der Trade noch offen ist, mit bedacht passieren.
Der Short-Put profitiert vom Zeitwertverfall
Verkaufen wir eine Put-Option so platzieren wir uns Short Theta. Damit läuft die Zeit für uns. Wir profitieren jeden Tag vom Zeitwertverfall, der im optimalen Fall dafür sorgt, dass die Option am Ende ihrer Laufzeit wertlos verfällt. In diesem Fall können Optionsverkäufer und Stillhalter die vollständige Prämie behalten und generieren die höchste Rendite auf das eingesetzte Kapital (RoC).
Für den Käufer der Option, der Long platziert ist, läuft die Zeit gegen ihn. Bewegt sich der Basiswert nicht schnell genug in die eingeplante Richtung, oder steigt die Volatilität in dieser Zeit nicht stark an, so verliert er mit dem Trade.
Short Theta und der damit verbundene Zeitwertverfall ist also ein großer Vorteil (Edge) für den Verkäufer von Option. Dieser ermöglicht das Generieren eines regelmäßigen Einkommens mit dem Verkauf von Optionen.
## Günstige Kommissionen für Optionen bei viele Onlinebrokern
Bei vielen Brokern lassen sich börsengehandelte Option sehr günstig handeln. So zum Beispiel bei Interactive Brokers* oder Tastytrade.
Stand September 2024 können bei Interactive Brokers Optionshändler hier Optionen für ~0,65 USD pro Trade handeln. Hinzu kommen ggf. noch kleine Aufschläge für Börsengebühren, die der Broker einfach weiter reicht.
Optionen lassen sich heutzutage also sehr günstig handeln. Wenn der Broker pro Optionstrade also 3-4 USD oder noch mehr Gebühren verlangt, solltest du über einen Wechsel nachdenken.
Weitere Details zu den Gebühren von Interactive Brokers erhälst du hier.
Put-Optionen nutzen, um Aktien günstig zu erhalten
Gerade auch als langfristiger Aktieninvestor ist der Verkauf von Short Puts attraktiv.
Angenommen wir haben uns aus bestimmten Gründen entschieden, dass wir für ca. 5.000 EUR Altria Aktien (MO) ins Depot aufnehmen wollen. Ein Grund dafür könnte zum Beispiel der Aufbau eines zusätzlichen Dividendeneinkommens sein. Gemäß unserer persönlichen Aktienbewertung halten wir einen Aktienkurs von 50 USD für attraktiv und hier würden wir auch einen entsprechenden Bestand im Portfolio aufbauen wollen.
Nun können wir warten, bis der Kurs von Altria auf 50 USD oder niedriger fällt, oder wir lassen uns für das „Warten“ bezahlen.
Wir entscheiden uns für letzteres und verkaufen nun einen Put auf Altria mit einem Strike von 50 USD (Short Put) und 60 Tagen Laufzeit. Dabei vereinnahmen wir eine Prämie von 180 USD, die auf unserem Tradingkonto gut geschrieben wird. Nach den 60 Tagen gibt nun zwei Möglichkeiten:
- Der Kurs von Altria ist unter 50 USD gefallen und die Option wird ausgeübt. In diesem Fall bekommen wir 50 Altria Aktien ins Depot gebucht mit einem Kaufvolumen von 50×100=5.000 EUR.
- Der Kurs von Altria verbleibt über 50 USD und die Put-Option verfällt wertlos. Wir behalten die 180 USD Prämie, aber erhalten keine Aktien. Nun können wir wieder eine Option verkaufen und uns für das Warten auf einen besseren Einstandskurs bezahlen lassen.
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